Schreibt mir Herr X, von dem ich bis dahin noch nie etwas gehört hatte, am Mittwoch um 21:45 Uhr. Er würde gerade an einem Riesending recherchieren, das es – wenn die Bombe platze – sicher in die 20 Uhr Tagesschau schaffe, weil wohl noch nie jemand so akribisch recherchiert habe wie er, man fürchte ihn allenthalben ob seiner Gründlichkeit und er fände mit Leichtigkeit bald jeden Tag neue Betrüger. Er müsse dringend mit mir sprechen und ich könne ihn jederzeit anrufen, egal wann!

Nun, das Angebot war verlockend, aber ich bin dann um 22 Uhr doch lieber zu meiner Familie nach Hause gefahren. Als ich am nächsten Tag von diversen Gerichts- und Notarterminen gegen 15 Uhr in die Kanzlei kam, hatte Herr X schon im Sekretariat angerufen und den Damen gegenüber ziemlich deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er jetzt eigentlich schon ziemlich enttäuscht sei, dass ich ihn bisher noch nicht zurückgerufen habe. Das könne man ja doch wohl erwarten! Heute (Freitag) Nachmittag griff ich – da meine Damen bereits hitzbedingten Dienstschluss angetreten hatten – unvorsichtiger Weise selbst zum klingenden Apparat, obwohl eine unterdrückte Nummer angezeiget wurde. Das sollte man lassen. Hurra, es war Herr X. Der erste Satz war gleich der Vorwurf, warum ich denn eigentlich NIE zurückrufen würde. Meinen Hinweis, dass ich durchaus gut beschäftigt sei und bestehende, zahlende Mandanten halt Vorrang hätten, quittierte er mit einem „ach, Sie sind doch ein Idiot“. Worauf ich ihm einen guten Tag wünsche und auflegte.

Schade, es war also nur eine kurze, aber dafür umso intensivere Beziehung. Aber ich glaube nach wie vor fest daran: Anwälte wie mich gibt es in ganz Hessen nicht! Herr X hat das schließlich akribisch recherchiert! Als Lektüre zum Wochenende hier die Mail in ihrer ganzen Schönheit:

From: W X [mailto: vers-makler….@….de]
Sent: Wednesday, July 24, 2013 9:42 PM
To: Bernhard Schmeilzl
Subject: Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt Schmeilzl,
aus gegebenem Anlaß habe ich zum § 14 BRAO gegoogelt und als ich gefunden hatte, drehte ich die Maus weiter und fand und fand, dann auch zu Ihrer Kommentierung zur Freistellungserklärung für Syndikusanwälte.Diesen Kommentar habe ich gelesen und neige zu dem Glauben, dass Sie für die dringend nötige Sauberkeit sind und strikte Gesetzbeachtung fordern. Denke ich richtig, wenn ich Sie frage „ob Sie es verfluchen oder mehr oder weniger, wenn die Kammern die Zulassungen an solche Juristen verschenken, die offensichtlich für Richterjobs nicht infrage kamen, auch als Anwalt nicht geeignet sind und sich deshalb wegen der Sicherheit des Gehalts in ein eindeutig abhängiges i.A.-Beschäftigungverhältnis begeben und dafür umsonst zehn Jahre Jurastudium absolviert haben.
Ich sehe es genauso und es steht kurz vor 12 Uhr, dann wird eine Bombe platzen, die es wohl in die 20 Uhr Tagesschau schafft und riesige Fassungslosigkeit in Deutschland besorgen wird, weil wohl noch nie jemand so akribisch recherchier hat wie ich es tue, man fürchtet mich allenthalben ob meiner Gründlichkeit und ich finde mit Leichtigkeit bald jeden Tag neue Betrüger. Höhepunkt ist NRW, ich fand einen Anwalt der in 2009 seine Zulassung wegen schwerer Erkrankung zurückgeben musste, aber weiterhin auf der INternetseite der Kanzlei steht und als ich nachfragte warum da „bis 2009“ steht, sagte mir der Kanzleivater „das mussten wir machen, ihn abmelden, sonst hätte er die Rente nicht gekriegt. Er ist aber so krank doch nicht, kommt jeden Tag und hilft uns und als ich sagte das geht doch nicht ohne Lizenz, da sagt der zu mir eiskalt „seine Post unterschreibe ich“ und der kriegt Rente“, ich habe alles schwarz auf weiß.
Wollen wir mal sprechen, Sie kriegen einen Schock was dort bei Ihnen los ist, was der ….. von der … da macht und wie das abläuft, ich meine die StA muss es wissen, oder zunächst mal Sie. 
Rufen Sie mich bitte an, 0160…….. bitte, dann mehr und vielen Dank für Ihre tolle Tätigkeit und … können Sie mir auch als Antwalt helfen, es geht mir sehr schlecht, weil es in Hessen keine solche Anwälte gibt.
Gern höre ich, egal wann, viele Grüße von W X